Edin hat Probleme (INTEGRA-01-DE)

Als elfjähriger Junge floh der 41-jährige Edin mit seinem Verwandten aus dem Kriegsgebiet in Bosnien und Herzegowina. Er hatte bereits im Jahr zuvor seinen Vater verloren, und der psychische Zustand seiner Mutter hatte sich nach dem Tod ihres Bruders erheblich verschlechtert.
Deshalb kümmerte sich die Schwester seiner Mutter um ihn. Nie vergaß er jenen Frühlingstag, als er sich von seiner Mutter verabschiedete und mit seiner Tante den Zug in den freien Norden bestieg. In einem neuen Land hatte er als Kind Probleme, sich anzupassen und eine neue Sprache und neue Sitten zu lernen. Er hatte keine neuen Freunde, und als Jugendlicher geriet er immer mehr in die soziale Isolation. Da er sich für Musik interessierte, brachte er sich selbst das Spielen einiger Instrumente bei. Im Alter von 22 Jahren veröffentlichte er auch seine erste S*CD. Trotz seiner Kreativität gelang es ihm nur schwer, engere und authentischere Kontakte zu knüpfen. Seine Probleme begannen sich im Alter von 25 Jahren nach dem Tod seiner Mutter - den er auf die unzureichende medizinische Versorgung im Zusammenhang mit dem Krieg zurückführte - zu vertiefen, als er sich zunehmend schuldig fühlte, den Krieg überlebt zu haben. Infolgedessen litt er zunehmend unter Schlaflosigkeit und chronischen Muskelschmerzen, weshalb er mehrmals bei der Invaliditätskommission vorstellig wurde, doch wurde diese Grundlage für seine Frühpensionierung nicht in einer chronischen Krankheit und einer Minderung seiner Arbeitsfähigkeit gefunden.
Aufgrund der wiederholten Probleme wurde er vom Zentrum für Sozialarbeit und vom Institut für Renten- und Invaliditätsversicherung an die Dienste für Beschäftigung und berufliche Rehabilitation verwiesen.

Das interdisziplinäre Rehabilitationsexpertenteam kam auf der Grundlage von Voruntersuchungen und vertieften Daten zu dem Schluss, dass der Rehabilitand aufgrund mehrerer traumatischer Ereignisse aus seiner frühen Jugend ein psychologisches und soziales Trauma aufweist, das auf die Kriegsereignisse, den Tod der Ghule und die Übersiedlung in eine neue Umgebung folgte.

Der frühe emotionale Schock und die spätere Loslösung von anderen Menschen und Gefühlen wurden als psychologische Anzeichen erkannt. Seine körperlichen Reaktionen wurden jedoch sowohl in kognitiven als auch in verhaltensmäßigen Reaktionen erkannt. Auf der kognitiven Ebene vor allem in intrusiven Gedanken über das Ereignis, die unerwartet und aus heiterem Himmel auftauchten, und auf der Verhaltensebene in Form von sozialer Isolation und Rückzug. 

Bei der Arbeit mit ihm brachten sie empathische Unterstützung und Verständnis für seine persönliche Geschichte der vielen Verluste zum Ausdruck, die er in so jungem Alter erlitten hatte. In Anbetracht der tiefgreifenden traumatischen Erfahrung und der daraus resultierenden
Symptome wurde ihm eine kognitive Verhaltenstherapie vorgeschlagen, die sich als wirksame Behandlungsmethode für die Traumabehandlung erwiesen hat.

Gleichzeitig äußerten sie die Hoffnung und Zuversicht, dass er mit professioneller Hilfe auch seine soziale Isolation leichter überwinden und sich nach anfänglicher Aufnahme in die Therapie und ihrer Rehabilitationsunterstützung bald einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit PTBS
anschließen wird.

Mit einer guten Prognose für die berufliche und laienhafte Hilfe ist auch eine aktivere Beteiligung am Prozess der Beschäftigung und beruflichen Rehabilitation verbunden. 

INTEGRA INSTITUTE, Sonja Bercko Eisenreich