Theresa läuft aus dem Zimmer (WIN-05-DE)

Martin arbeitet beim örtlichen Arbeitsamt. Eine seiner Kundinnen ist Theresa, eine junge Frau, die eine Ausbildung als Buchhalterin absolviert hat. Obwohl es in der Region, in der Theresa lebt, einen Mangel an solchen Fachkräften gibt, findet sie keine Stelle. Manchmal wird ihr Arbeitsverhältnis nach ein paar Tagen vom Arbeitgeber beendet, manchmal kündigt sie ihren neuen Job nach ein paar Tagen. Bei ihrem letzten Besuch beim Arbeitsamt nahm sich Martin mehr Zeit und versuchte herauszufinden, warum sie keine Arbeit findet. Theresa gab ihm keine richtige Erklärung. Dann geschah etwas Seltsames. Martin, der ihr bis dahin an seinem Schreibtisch gegenüber saß, stand auf und wollte eine Akte aus einem Schrank holen, der hinter Theresa stand. Der Raum war recht eng und so musste er in geringem Abstand an Theresa vorbeigehen. In dem Moment, in dem er sich ihr näherte, sprang Theresa auf, schrie "Fassen Sie mich nicht an! Fassen Sie mich nicht an!" und rannte aus dem Raum. Martin wurde klar, dass seine Mandantin ein traumatisches Erlebnis gehabt haben musste. Wie sollte er beim nächsten Mal reagieren?

Ausgehend von der gegebenen Situation würde eine traumainformierte Reaktion darin bestehen, die möglichen Auswirkungen eines Traumas auf Theresas Verhalten und Kommunikation zu erkennen und darauf zu reagieren. Ein Trauma kann sich auf vielerlei Weise manifestieren, z. B.
durch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Berührungen oder unerwarteten Bewegungen, und kann als Reaktion auf wahrgenommene Bedrohungen zu Angst oder Furcht führen.

Wolfgang Eisenreich, WIN